FILIALE

Garten Eden
Jul 4Aug 22 2020

Unter dem Titel „Garten Eden“ versammeln sich in der FILIALE diesen Sommer alle, die dort bisher ausgestellt haben. Was sie zeigen, sind ihre eigenen Vorstellungen vom Paradies, dem, was dort passiert, wie man dort hingelangt oder wie man es auf die Erde holt. 

So zeigt Julian Turners Arbeit Casa de Campo eine Aufnahme des Gartens in Madrid, der ursprünglich als Jagdrevier für die spanische Königsfamilie angelegt wurde. Ein himmlisches Refugium, das nur so lange Bestand hatte, bis sich die Francofaschisten dort einnisteten, um Madrid zu belagern. Heute ist es ein öffentlicher Park, der leider ziemlich heruntergekommen ist. 

Julian Heuser hat einen Ausschnitt aus seinem eigenen imaginären Garten Eden im Maßstab 1:1.000.000 vergrößert. Sein Bild Nächstes mal lieber Gemüse misst 66,6 x 33,3 cm, womit er die Dreifaltigkeit der Teufelszahl und somit die teuflische Versuchung der christlichen Standhaftigkeit gegenüberstellt. 

Martin Kählers Arbeit In caso di emergenza kommt direkt aus dem katholischen Italien. Auf dem kleinen Zettel, der für den Notfall zwischen zwei Plexiglasscheiben laminiert ist, steht auf Italienisch „Bigletto d’ingresso al Paradiso!“ – „Eintrittskarte ins Paradies“. Ließ man sich das Ticket regelmäßig nach der heiligen Kommunion vom Priester abstempeln, erhielt man garantierten Eintritt ins Paradies. Die angedeutete Schlange lauert jedoch schon vor dem Ablassbrief. 

Auch Sebastian Volz dachte beim Thema des Garten Edens an die Versuchung durch die Schlange. Seine vier Schlangen tragen jedoch trotz ihrer verwundenen und verwirbelten Köpfe sehr menschliche Züge. 

Auf Laura Schawelkas Arbeit Untitled (Iris) ist die Nahaufnahme einer Irisblüte zu sehen, die Blume, die auch von Georgia O‘Keeffe immer wieder als Symbol der Weiblichkeit verwendet wird. Auch die deutschen und österreichischen Centstücke im Bild tragen florale Motive – es ist ein subtiler Garten, der so entsteht und Gedanken von der irdischen Versuchung des Geldes Raum gibt. 

Den Garten direkt ins Bild geholt haben auch Alicia Viebrock, Carolin Trunk und Rachel von Morgenstern. Ihre abstrakten Annäherungen an die Idee des Paradieses schlagen die Brücke zur Realität, indem sie das Paradies selbst in die FILIALE holen. 

Marina Rüdiger