FILIALE

Rachel von Morgenstern
PIRILLIN
Jan 20Feb 24 2024

Jeden Abend […] wächst aus der Wüste der Farben Perelin, der Nachtwald, und jeden Morgen […] weicht Perelin wieder der Wüste der Farben. 

Frei nach diesem Zitat aus Michael Endes Buch „Eine unendliche Geschichte“ (1979) entwickelt Rachel von Morgenstern ihre neuen Malereien, die sie zum Jahresauftakt in der FILIALE zeigt.

Perelin, der zauberhafte Garten, beginnt mit Sonnenuntergang zu blühen: Die farbenfrohe Flora nimmt sich ihren Platz, bis die ersten Sonnenstrahlen des Tages dem überbordenden Wuchern ein jähes Ende setzen und der einstig üppige Garten wieder einer Wüste gleicht. Die Idee von dem Prozess des farbenfrohen Wachstums, über seine unterschiedlichen Stadien bis zu seiner zwangsläufigen Endlichkeit hin zum Nullpunkt übernimmt Rachel von Morgenstern in der Komposition ihrer neuen Arbeiten. Sie überträgt das Prinzip des Wachstums, dem immer auch eine Art Stillstand innewohnt, in ihre künstlerische Auseinandersetzung und behandelt Fragen um Fülle und Leere der malerischen Komposition.

Dabei entstanden zum einen eher kontrolliert kompositorische Malereien, die durch klar konstruierte und gezielte Setzungen den Bildaufbau bestimmen; zum anderen Bilder, die durch einen deutlich freieren und zügigen, dabei gleichsam reduzierteren, (Farb-)Auftrag definiert sind. Die impulsiv anmutende Setzung und die Entfaltung der Farbflächen- und Verläufe erinnern an ein beginnendes Aufblühen, sie behaupten sich gegen die Leere der Bildfläche und formulieren den Moment der Bildhaftigkeit ihrer Malerei aus. Rachel von Morgenstern spielt in ihren Arbeiten mit der Wahrnehmung des Raums, indem sie Licht und die Transparenz des Stoffes dazu nutzt, Farbe räumlich zu betrachten und den Blick ins Bildinnere öffnet. Der Rahmen, teilweise im kontrastierenden Schwarz bemalt, gibt ihren Kompositionen zusätzlich Halt und grenzt die Bildfläche vom Raum ab.

Rachel von Morgenstern studierte an der HfG Offenbach bei Gunter Reski und Adam Jankowski und schloss 2015 an der Akademie der bildenden Künste Karlsruhe ihr Studium bei Franz Ackermann ab.

 

 

 

Every evening […] Perelin grows out of the desert of colors, the color of the nocturnal forest, and every morning […] Perelin gives way to the desert of colors again. 

Rachel von Morgenstern has developed her new paintings, which she has put on show at FILIALE to open the 2024 exhibition series, almost like a free paraphrase on this quote from Michael Ende's book "The Never-Ending Story" (1979).

Perelin, the enchanting garden, starts to blossom at sundown: The colorful flora constantly expands until the first rays of sunlight put a sharp end to the effusive luxuriance and the once opulent garden relapses into resembling a desert. The idea of a process of colorful growth, across its various different stages through to its inevitable finitude and back to its zero point, is something Rachel von Morgenstern adopts for the composition of her works. She transposes the principle of growth (intrinsic to which is always a kind of standstill) onto her artistic explorations and addresses questions relating to the richness and emptiness of the painterly composition. The result has been not only more controlled compositional paintings that stand out for clearly created and specific positioning of the pictorial structure, but also images that are defined by an emphatically clearer and swifter, albeit reduced application of the paint. The seemingly impulsive brushstrokes and the development of the color fields and progressions bring to mind a nascent blossoming, they assert themselves against the emptiness of the canvas and express the manner in which her paintings are images. In her works, Rachel von Morgenstern plays with our perception of space by using light and the transparency of the fabric to view color spatially and direct the eye into the interior of the image. The frame, partly painted in contrasting black, lends her compositions additional stability and sets the pictorial surface off from its surroundings.

Rachel von Morgenstern studied at Offenbach University of Art and Design under Gunter Reski and Adam Jankowski, and in 2015 graduated from the Karlsruhe Academy of Fine Arts, where she studied under Franz Ackermann.

Text: Katharina Baumecker

Translation: Dr. Jeremy Gaines