FILIALE

Alicia Viebrock
Amygdala Mundi
Sep 4Oct 9 2021

In „Amygdala Mundi“ zeigt Alicia Viebrock neue Bilder, die auf den ersten Blick wie formgewordene euphorische Gesten daherkommen. Das titelgebende Wortpaar verweist auf die gewisse Polarität der gezeigten Bilder, welche sich einerseits als überbordende Farbformationen und andererseits als reduzierte kompositorische Konstrukte mit zeichnerischen Anklängen fassen lassen. Dass die Amygdala ein Gebiet im Gehirn ist, welches die Furchtkonditionierung reguliert und eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung von Situationen, der Analyse möglicher Gefahren und der Wahrnehmung jeglicher Form von Erregung spielt, spiegelt die Unmittelbarkeit ihrer Bilder wider. Als „Feueralarm des Menschens“ ist die Amygdala für die affektbetonten Reaktionen und die emotionale Erinnerung zuständig. Der zweite Teil des Titels, Mundi, lehnt an das berüchtigte Gemälde „Salvator Mundi“ an, welches – trotz zweifelhafter Provenienz und Urheberschaft – als das teuerste jemals versteigerte Kunstwerk gilt, lässt eine gewisse ironische Dekadenz anklingen. Triebhafte Reaktion, Intuition, Tempo und Bewegung überträgt Viebrock in den Bildraum, in welchem flüchtige Strukturen durch die Viskosität der Farbe ineinandergreifen und sich als fließende Farbfelder gegenseitig bedingen oder sich in selbstbewusster Zurückhaltung behaupten. Dabei nimmt sie die Leere des Bildraumes ernst und reagiert auf die Beschaffenheit des Malgrundes. Jedes der Bilder zeigt so eine Momentaufnahme, einen besonderen energetischen Impuls, der die Betrachtenden unterschiedlich fordert. 

„Amygdala Mundi“ ist die vierte Einzelausstellung von Alicia Viebrock in der FILIALE. 
2017 schloss sie ihr Studium an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin bei Herbert Brandl ab. Ihre Arbeiten waren u.a. bei der großen Überblicksschau „jetzt! Junge Malerei in Deutschland“ und in der Rubell Collection in Miami ausgestellt. 


In “Amygdala Mundi”Alicia Viebrock presents new pictures that at first sight come across like euphoric gestures which have taken on form. The two words comprising the title refer to the polarity of the exhibited works which is evident, on the one hand, as excessive color formations and, on the other, as reduced compositional structures with graphic allusions. The fact that amygdala is the part of the brain’s limbic system which regulates fear conditioning and plays an important role in the emotional assessment of situations, the analysis of possible dangers, and the perception of every form of excitement, reflects the directness of her pictures. As our “human alarm system” the amygdala is responsible for emotional reactions and emotional memory. The second part of the title, Mundi, relates to the infamous painting “Salvator Mundi”which despite its doubtful provenance and the uncertainty surrounding its attribution – at least in parts to Leonardo da Vinci – achieved the highest price ever for a work of art at auction. This serves to suggest a certain ironic decadence. Viebrock transfers instinctive reaction, intuition, speed, and movement into the image space in which fleeting structures intertwine on account of the viscosity of the paint and mutually define each other or assert themselves in confident restraint. In the process she takes the emptiness of the pictorial space seriously and responds to the composition of the painting ground. As such, each of her pictures shows a snapshot, a special energy impulse that affects observers differently. 

“Amygdala Mundi”is the fourth solo show by Alicia Viebrock at FILIALE. 
In 2017, she completed her studies at Düsseldorf Art Academy as master student under Herbert Brandl. Her works have been exhibited among others in the large survey show “jetzt! Junge Malerei in Deutschland”(Now! Young Painting in Germany) and in the Rubell Collection in Miami. 


Text: Katharina Baumecker
Translation: Dr. Jeremy Gaines