Julian Heuser
Maschine
Oct 25—Dec 14 2019
Der Titel von Julian Heusers erster Einzelausstellung in der FILIALE ist Programm, denn was auf den ersten Blick als klassische Malerei auf Leinwand daherkommt ist das Resultat einer intensiven Zusammenarbeit mit der Maschine – dem Computer und dem Drucker.
Julian Heusers Malerei entsteht jedoch nicht allein am Computer, sondern wird am Display komponiert. Er scannt Zeichnungen, skaliert und multipliziert sie, führt Striche und Formen fort und variiert deren Tonwerte. Er löst Ausschnitte aus fertigen Malereien heraus und nutzt sie als Ausgangspunkt für wieder neue Kompositionen. Am Bildschirm folgt die Maschine noch den Befehlen des Künstlers. Im nächsten Schritt, wenn das Bild den Bildschirm verlässt und sich im Druck materialisiert, wird diese Kontrolle abgegeben. Die Leinwände sind von Hand grundiert und geben so der Oberfläche, auf der sich der Druckkopf bewegt, einen Duktus. Wie die Maschine auf den behandelten Untergrund reagiert, ist nicht vorherzusehen. Es entstehen etwa Auslassungen dort, wo die Maschine keine Nuancierungen in den Weißtönen mehr feststellt. Auf das Resultat des Drucks reagiert Julian Heuser im Atelier, ganz klassisch mit Pinsel und Farbe. Die Malerei, die so entsteht, lässt die Frage nach der Autorenschaft oder dem Wert der Reproduktion hinter sich. Was hier in den Fokus rückt, sind Formen und Linien, die in zeitlicher und räumlicher Distanz, unterschiedlichen Kontexten und Skalierungen entstanden sein können und nur unter der Bedingung der Digitalität zueinander finden. Diese Auseinandersetzung spiegelt sich auch in der Wahl seiner Titel. Bob Ross hat mitgefiebert, Einer übertreibt immer oder Langeweile in der Kaserne sind Tags einer Onlineplattform, mit denen Inhalte wie Videos, Memes oder Fotos unterschiedlicher Herkunft miteinander verknüpft werden.
Julian Heuser studiert seit 2015 an der Hochschule für Gestaltung Offenbach bei Heiner Blum. Seine Arbeiten werden ab dem 3. November unter dem Titel „Was reimt sich auf Opel?“ auch in der Schleuse der Opelvillen in Rüsselsheim zu sehen sein.
Marina Rüdiger