FILIALE

Julian Heuser
Pareidolie
Feb 9Mar 27 2021

Der Begriff Pareidolie leitet sich aus dem griechischen para (neben oder gegen) und eidolon (Bild oder Form) ab und beschreibt den menschlichen Effekt, in Dingen und Mustern vermeintliche Gesichter, vertraute Wesen oder Gegenstände zu erkennen. Bei dieser Sinnestäuschung wird ein tatsächliches Objekt um ein nicht vorhandenes ergänzt, es umschreibt beispielsweise auch warum Menschen in Wolken Formen erkennen. Das Gehirn ist darauf ausgerichtet Dinge wiederzuerkennen, um all die Eindrücke, die täglich auf uns einwirken, zu verarbeiten.

Diese neuronale Strategie greift Julian Heuser auch in seiner Arbeitsweise auf. Indem er seine Malereien und Zeichnungen abfotografiert, am Computer bearbeitet und im finalen Schritt zurück auf die Leinwand drucken lässt, greift er in die allumfassende Bilderflut ein und entwickelt sie weiter. Die Kontrolle über die Pinselstriche auf der Leinwand und die Befehle am Bildschirm spielen dabei ebenso eine wesentliche Rolle wie der kalkulierte Zufall im Druckvorgang. In den Fokus rückt nicht das Motiv des Bildes, sondern vielmehr die Idee der Koexistenz von Malerei und Digitalem auf einer von Heuser festgelegten Fläche. Dass sich hierbei die Grenzen zwischen den realen und den vermeintlich fiktiven, da entmaterialisierten, Pinselstrichen mischen und gleichzeitig bedingen, bezeugt die materialisierte Rückführung auf die Leinwand. Klassisch malerische Elemente wie Rahmen und Pinselduktus lassen seine neueren Arbeiten insgesamt malerischer wirken.
Pareidolie ist die zweite Einzelausstellung von Julian Heuser in der FILIALE. In diesem Jahr werden seine Arbeiten im Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main zu sehen sein.

 

Katharina Baumecker