Laura Schawelka
A clumsy if furtive Hand
Jan 19—Mar 2 2019
Der Ausdruck A clumsy if furtive hand(eine ungeschickte aber verstohlene Hand) stammt von Henri Legrand du Saulle, einem Mediziner, der Ende des 19. Jahrhunderts das Krankheitsbild der Kleptomanie kreierte. Es war die Zeit, als die Damen der feinen Gesellschaft als wichtige Käuferschicht erkannt und umworben wurden. Die Pathologisierung ihrer Diebstähle sprach ihnen nicht nur die Schuld ab und verhinderte so eine Kriminalisierung, sondern unterstellte ihren diebischen Händen auch ein unkontrollierbares Eigenleben.
Hände, die (dem Körper) naheliegendste Form des Displays, spielen in Laura Schawelkas Arbeit eine wichtige Rolle. Sie gestikulieren, zeigen, halten und präsentieren. Sie fungieren aber auch als Maßstab, der die Grenze zwischen den virtuellen und realen Gegenständen überwindet und ihre Haptik vorführt. Die Gegenstände, die Laura Schawelkas Fotografien und Videos zeigen, sind dabei nicht nur als visuelle Verführer inszeniert, sondern verweisen auch selbst auf die Kraft der Bilder, wie sie von der Werbewelt eingesetzt werden. Ein aufgebrochener Granatapfel, saftig und rot wie Blut – Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, für Macht und Tod. Die Praline, so eiskalt und knackig – zerborsten durch scheinbar übernatürliche Kräfte offenbart sie ihren flüssigen Kern wie einen trägen Lusttropfen, der zu zäh ist, um seine Hülle zu verlassen.
„Laura Schawelka, die in erster Linie Fotografin ist, hinterfragt die zukünftige Entwicklung der Bilder, indem sie szenografische Konzepte erforscht, die sowohl originell sind als auch gemeinsame Aspekte in ihrer Gestaltung, Einrichtung sowie in der Anordnung von Objekten und Materialien vorweisen. Zwischen Kritik, Funktion, Dekoration und Design bilden diese konsumkritischen Fragen den Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit.“ (Marianne Derrien)
Bis 2013 studierte Laura Schawelka bei Tobias Rehberger an der Städelschule und absolvierte 2015 ihren Master of Fine Arts am California Institute of the Arts in Valencia bei Los Angeles.
Marina Rüdiger