FILIALE

Laura Schawelka
Portal
May 16Jun 27 2020

Laura Schawelka zeigt in ihrer dritten Ausstellung in der FILIALE Portale – Eingänge zu Ladenlokalen, die nicht nur die repräsentative Visitenkarte des jeweiligen Handels sind, sondern auch ein architektonisches Element der Fassade. Sie funktionieren als Rahmen, der die Auslage der Schaufenster ins Bild setzt. Und sie vermitteln einen Übergang zwischen dem urbanen Raum der Stadt und dem intimen Raum des Ladens und lassen so Passanten zu Kunden werden.

Die Verführung der Waren- und damit der Werbewelt spielt in Laura Schawelkas Arbeit eine große Rolle. So befassten sich ihre Ausstellungen A Clumsy if furtive Hand in der FILIALE und Double Issues in der Rudolf-Scharpf-Galerie des Kunstmuseums Ludwigshafen im letzten Jahr mit den ersten Pariser Kaufhäusern und deren Verführungstaktiken. Anfang dieses Jahres verbrachte Laura Schawelka einige Zeit in Wien, um sich dort mit den besonderen Fassadengestaltungen der kleinen Wiener Läden auseinanderzusetzen. Das besondere dieser Portale ist ihre subtile Psychologie und ihre skulpturale Qualität. Sie zeigt sich etwa an der Fassade des Kerzengeschäfts Retti, die Hans Hollein 1965 entwarf. Der Eingang zum Lokal wirkt sehr schmal und funktioniert damit wie ein Schlüsselloch, das den Eingang zum Tresorraum freigibt und den potentiellen Käufer zum Eindringen verführt. Die Arbeit Untitled (Schullin I 2005) zeigt die Fassade des gleichnamigen Juweliers. Über dem Eingang ist die Fassade in der Form eines natürlichen Risses sauber eingeschnitten und Röhren, die an Orgelpfeifen erinnern könnten, ragen heraus. Das Foto der Fassade ist auf ein Modefoto montiert. Hier zeigt sich ein weiterer wichtiger Aspekt von Laura Schawelkas künstlerischer Arbeit. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Display, die immer wieder die traditionellen Zuordnungen von Motiv, Bildinhalt oder Bildträger hinterfragt und damit auch die Brücke zum Thema Portal schlägt. Denn im Falle von Hans Holleins Wiener Ladenfassaden steht das Portal in Konkurrenz zur Auslage der Schaufenster beim Werben um die Aufmerksamkeit der Passanten.

Bis 2013 studierte Laura Schawelka bei Tobias Rehberger an der Städelschule und absolvierte 2015 ihren Master of Fine Arts am California Institute of the Arts in Valencia bei Los Angeles. 2019 verbrachte sie, unterstützt durch das hessische Reisestipendium, ein Jahr in der Cité Internationale des Arts in Paris. Anfang 2020 war sie mit der Q21 viennacontemporary Residency für einige Zeit in Wien.

Marina Rüdiger