Martin Kähler
Bootleg
Oct 27—Nov 28 2020
Through the lightness of darkness
I lay by you
I stand before you as a wiggly shoe
The bubble it bursted but out came a light
It colored it all in sparkles and life
The leg that wanders the bootleg that tries
All these precarious goods they come in some shape n size
Full of movement and character they show of the hip and sometimes the hop
the hoops that keep giving
the hoops for eternal lust.
Out n about just living their life, avoiding trouble by avoiding the crowd.
Interlinked and n synced
Interchained and Link’d up
Tears feel like showers and the soles just got hot.
–Alexandra Karpilovski
Von unautorisierten Ton- und Bewegtbildaufnahmen im Kino über raubkopierte Konzertmitschnitte bis hin zum Schmuggeln von verbotenen Waren –mit dem Titel Bootleg spielt Martin Kähler auf eine Ästhetik an, die ihren Ursprung in improvisierten und intuitiven Handlungen findet. Seien es verwackelte Videoaufnahmen oder unscharfe Bilder, das Amateurhafte, das durch seine Simplizität beinahe unwesentlich erscheint, kann, aus dem richtigen Winkel betrachtet, zu etwas Kostbarem werden.
Eine Komposition aus fragilen Metallskulpturen, die Eine stabilisiert mit Gips, die Andere zusammengehalten mit Kabelbindern, erstreckt sich über den Raum der Galerie. Diese Konstrukte aus vermeintlich stabilen Baustoffen wie Aluminium, Kupfer und Stahl vermitteln ganz im Gegensatz zu ihrer Materialität den Eindruck, als könnten sie jeden Moment kollabieren. Doch befinden sie sich in ihrer ganz eigenen Balance, einer Art Körperspannung. So errichtet Martin Kähler frei nach dem Prinzip des Tragens und getragen Werdens, Stützens und Lehnens nahezu unmögliche Konstruktionen. Was auf den ersten Blick so improvisiert wirkt wie ein heimlicher Videomitschnitt, ist jedoch mit großer Präzision geplant und arrangiert. Fingerabdrücke, die den Staub des Gipses auf die glänzende Oberfläche des Metalls tragen, scheinen zufällig, sind aber ganz bewusst gesetzt. In diesem Kontext ist es nicht überraschend, dass sich Martin Kählers Arbeitsweise am italienischen Begriff Sprezzatura orientiert.Dieser Ausdruck beschreibt sinngemäß die Fähigkeit, komplexe Handlungen so auszuführen, dass sie von außen betrachtet ganz leicht erscheinen. So wirkt auch das Verbiegen des Metalls, das Knicken und Verknoten von Platten und Rohren, ganz einfach und intuitiv, genau wie das Falten eines Papiers.
Mit Bootleg zeigt Martin Kähler seine dritte Ausstellung in der FILIALE. Er studierte an der Gerrit van Rietveld Akademie in Amsterdam bei Lam de Wolf, Maarten de Reus und Antonis Pittas und an der Städelschule Frankfurt bei Tobias Rehberger. 2016 schloss Martin Kähler sein Studium ab. Seitdem lebt und arbeitet er in Bergamo.
Vivien Kämpf