FILIALE

Rachel von Morgenstern
The Snat
Mar 9May 4 2019

Der Titel The Snat hat mehrere Bedeutungsebenen. Unter anderem ist es als Enzym ein Baustein des Hormons Serotonin, das als biochemischer Anteil des Glücks bekannt ist. Es spielt aber auch als Fabelwesen eine Rolle im ersten Album des Neuseeländischen Sängers Connan Mockasin. Glücksenzym oder Fabelwesen, Rachel von Morgensterns neue Arbeiten zeigen sich energiegeladen und verspielt kryptisch.

Ausgangspunkt der Malereien sind Textilien, die als Faltenwürfe, Spitzen und Ausfransungen von feinen Geweben auf meist transparenten Malgründe schabloniert werden oder den Raum dahinter bespielen. Sie sind selbst Motiv, aber auch Auftakt der malerischen Setzungen. Wie Dessous lassen die Stoffe den Keilrahmen keck durchblitzen und verschleiern so nicht nur den Anblick seines kahlen Skeletts, sondern thematisieren in Kommunikation mit der Malerei vielmehr das Enthüllungsspiel an sich. Denn Falten ist zu eigen, vorzüglich zu bekleiden und gleichzeitig das Augenmerk auf den bekleideten Gegenstand zu lenken und so zu verhüllen, was man eigentlich viel lieber zeigen oder gezeigt bekommen würde. Die Faltenwürfe, die in der Malerei eine zentrale Rolle spielen, werden mit den Skulpturen in den Raum entlassen und bekommen so einen ganz eigenen Körper. Sie halten selbst ihre gewundene Form oder schmiegen sich um Wirbelsäulen aus metallenen Streifen und Rohren. Stehend bieten sie dem Betrachter ein Gegenüber, das in seiner Transparenz kaum greifbar scheint. Denn hier wird kein Körper von schmeichelhaften Falten umgarnt, sondern Leichtigkeit und Bewegung selbst eine Gestalt gegeben.

Mit The Snat zeigt Rachel von Morgenstern ihre zweite Ausstellung in der FILIALE. Sie studierte in Offenbach bei Gunter Reski und Adam Jankowski und machte 2015 ihren Abschluss an der Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe bei Franz Ackermann. Ihre Skulpturen sind momentan im Zuge der Ausstellungsreihe Stufen zur Kunst im Kunstverein Hannover zu sehen.