FILIALE

Sebastian Volz
Fehler
Dec 21Feb 1 2020

Sebastian Volz Ausstellung wird dominiert von einem großformatigen Bild, das wie die Ausstellung selbst „Fehler“ heißt. Diesem Bild fehlt nichts und es ist auch nichts Falsches daran, vielmehr thematisiert die gezeigte Szenerie das aussichtslose Streben nach Vollkommenheit. 

Vom linken unteren Bildrand beginnend streben die scheinbar inkonsistenten Wesen nach geometrischen Formen, die sie sich einverleiben. Kuben, Kegel und Polyeder färben die wuchernden Fleischmassen nicht nur ein, sondern lassen ihre trägen Körper bis zu einem Zerbersten anschwellen, das eine Metamorphose in Gang setzt. Die Szenerie erinnert in ihrer fleischlichen Fülle und dynamischen Dramatik an die Darstellung des Jüngsten Gerichts Tintorettos. Die verzerrten Leiber streben hier jedoch nicht gen Himmel oder gen Fegefeuer. Denn der durch wabernde fleischliche Wesen beschriebene Bildaufbau ähnelt einem liegenden Unendlichkeitszeichen mit Fehlstellen, die es zu einem liegenden Fragezeichen werden lassen. Im starken Kontrast zu der bewegten Szenerie stehen die kleinformatigen Portraits. Aus Lappen, Beulen und Wülsten von Fleischmassen scheinen sich hier Gesichter zu bilden, die ihre Form kaum zu halten vermögen. Während die Masse, die ihnen als Gesicht aufgebürdet wurde, zerfließt und sich windet, spielt ihr Blick stets mit dem Betrachter. Kokett, genervt, streng oder zweifelnd schauen sie drein und holen zusammen mit dem klassischen Format und dem strengen Bildaufbau ein absurdes Maß an Normalität in die Groteske. 

Auch in seiner zweiten Einzelausstellung in der FILIALE zeigt Sebastian Volz Malereien, die das Absurde, Abgründige und Groteske in unsere Mitte holen und ihm dort einen Platz einräumen. Seit 2016 studiert er bei Helmut Dorner an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste Karlsruhe, zuvor hat er als Maschinenbauingenieur Hydraulikzylinder entworfen.

Marina Rüdiger