FILIALE

Sebastian Volz
Gastspiel Akademie Karlsruhe: Dunkler Stern
Nov 17Jan 6 2018

Sebastian Volz zeigt Bilder von grotesken Situationen. Situationen, die zwischen Grauen und Komik sowie zwischen Bedrohung und Lächerlichkeit zu schwanken scheinen. Es sind Fiktionen, die nicht nur auf unterschiedliche Realitätsebenen verweisen, sondern auch ein Genre aufgreifen, das fest in der Kunstgeschichte verwurzelt ist – Das Selbstportrait.

Selbstportraits zeigen Künstler, wie sie sich selbst sehen oder gesehen werden möchten. Albrecht Dürer präsentierte sich mit langen lockigen Haaren in eleganter aristokratischer Kleidung und erzählt so von dem gesellschaftlichen Stand, in dem er sich sieht. Arnold Böcklin zeigt sich mit einem Skelett, das ihm fiedelnd über die Schulter schaut – den Tod als Teil des Lebens immer fest im Blick. Martin Kippenberger portraitierte sich selbstironisch, dickbäuchig mit verdrehtem Körper in übergroßen Unterhosen – eine Provokation und die Kreation eines neuen Personenkults. Auch Sebastian Volz zeigt sich in seinen Bildern selbst. Man sieht ihn, wie er seinem Gegenüber auf Löwenbeinen stehend die Augen aussticht. Er lehnt sich mit gallischem Flügelhelm aus dem Fenster, skeptisch beäugt von dem anderen Selbst, der Inversion einer feigenbeblätterten Adam und Eva Figur. Im Fussballtrikot stemmt er sich mit überdimensionierten Ohren dem Betrachter herausfordernd entgegen, neben ihm ein leerer Eimer. Seine Malereien stellen seine Person in den Mittelpunkt, ohne ihn zum Helden zu stilisieren. Nicht nur Haltung und Blick sprechen dagegen, sondern auch die Comicfiguren, die sich als Outlines in den Bildern tummeln und ihr Motiv zu kommentieren scheinen.

Sebastian Volz ist der erste von drei StundentInnen der Akademie Karlsruhe, der in der Reihe Gastspiel in der FILIALE ausstellt. Seit 2016 studiert er bei Helmut Dorner, zuvor hat er als Maschinenbauingenieur Hydraulikzylinder entworfen.

Marina Rüdiger